Projekt Beschreibung

Die Stückentwicklung „Weiße Masken – Phänomenologie des Blickes“ beschäftigte sich mit der Wahrnehmung und Beobachtung von Subjekten. Es wurde dabei die Frage aufgeworfen, wie man sich selbst und das Gegenüber in einer Gemeinschaft wahrnimmt und wie diese teils unbewussten Vorgänge gesellschaftlich und historisch beeinflusst werden. Um eine geschichtliche und zeitgenössische Kontextualisierung zu erreichen, wurde der Essay „Schwarze Haut, Weiße Masken“ (1952) von Frantz Fanon als Grundlage der Stückentwicklung herangezogen. In dem ersten großen Werk von Fanon legt dieser die Grundzüge seiner Theorie über Rassismus und Kolonialgewalt dar, die sich aus der Beschäftigung mit dem Existentialismus und der Phänomenologie speist. Die Stückentwicklung entstand vorwiegend in Zusammenarbeit von Olivier Ozier Lafontaine und Rico Wagner.

Wie nimmt jemand, geboren auf Martinique und aufgewachsen in Paris das heutige Berlin mit seinen Menschen wahr? Der schwarze Performer Olivier erzählt von seinem Aufwachsen und Ankommen in Berlin sowie von seinem derzeitigen Leben.

In dem Vergleich kam heraus, dass zwar der thematische Diskurs seitdem einen weiten Weg zurückgelegt hat, jedoch die Erlebnisse im Alltag oft immer noch überraschend große Ähnlichkeiten aufweisen wie im Paris der 50er Jahre. Vor allem kollektive Unwissenheit führt zu Ablehnung. Die Aufgabe des Projekts lag so auch in der Herstellung von Sichtbarkeit rassistischer Strukturen, wo sie selten erwartet oder wahrgenommen werden.

Der Blick und im Projekt dadurch die Verwendung der Kamera wird zum beobachtenden Moment. Wir sehen den weißen Blick des Regisseurs (Rico). Um diese Situation nicht zu stark zu reproduzieren, haben wir uns dazu entschieden, immer beide gleichzeitig im Auge des Betrachters präsent zu sein. Das spannende ist, dass dennoch, anhand der Projektstruktur und -dynamik ein Machtgefälle entweder erkennbar ist, oder von den Rezipient:innen hineininterpretiert wird. Die Objektivierung des Gegenübers findet so schon in der Transferleistung statt, was von uns dann auch durch verschiedene technische und ästhetische Mittel provoziert wurde.

Drei Wochen nach dem Launsch der Webseite fand ein Reflektionsgespräch mit Amina Eisner und Melrose Caramba-Coker statt. In diesem wurde das Projekt und die Projektarbeit kritisch betrachtet. Ausgehend vom Stück wurde der theatrale sowie gesellschaftliche Umgang rassistischer Strukturen und Handlungsweisen im Zeigen dieser Problematik überprüft. Schon vor Veröffentlichung hat Melrose Caramba-Coker als outer eye fungiert um die Projektstrukturen zu überprüfen und die Inhalte noch thematisch zu beeinflussen.